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Text zur Arbeit

Wir sehen und verstehen die Welt überhaupt erst, indem wir uns Bilder von ihr machen. Diese in ewiger Ferne formulierte These, wird heute von der modernen Bewusstseinsforschung vielfältig bespiegelt. Beau Lotto heißt einer ihrer Protagonisten, der die Mechanismen der Weltwahrnehmung in unseren Köpfen wunderbar beschreibt, wie sehr sie auf Bildern, Modellen und Worten beruht, wortwörtlich dem Reim, den wir uns auf die Dinge machen, und wie wenig, auf dem, was wir tatsächlich sehen. 

 

In meinen Bildern begegnen sich Figuren, Dinge, Orte genau so frei, unvermittelt und widersprüchlich, ernsthaft wie komisch, wie sie es in unseren Gedanken tun. Diese Gedanken sind übersetzt in eine reduzierte Malerei, die Fläche und Farbe liebt. Das Bild dahinter ist viel reichhaltiger. Es entsteht noch einmal im Kopf des Betrachters. Sonnen, Wasser, der sich häufig wiederholende Kreis als Grundform, mittendrin ein Mensch oder etwas, was eine Spur des Menschen trägt. 

 

Batman fliegt über eine Landschaft, die Hände weit ausgestreckt, im Begriff einen Traktor zu stoppen. Zu schützen? Seit wann kann er fliegen? Wird er als Superreicher geeignet sein, eine Situation zu beeinflussen, bei der es letztlich um Geld geht? Auf einem anderen Bild ist eine Ratte auf Rad mit Besatzung zu sehen. Wird hier jemand entführt oder darf man dem Titel glauben, es handle sich lediglich um eine „erste Tour mit neuen Shorts“, also eher einen modischen Ausflug?

Der „kleine Lottokopf“ erzählt von der Suche nach der Ordnung der Dinge in unseren Köpfen. Der Verdacht, dass alles nur Zufall sein könnte, steht im Raum. Farbe bringt die Möglichkeit zu unterscheiden. In einem anderen Bild, dem „großen Lottokopf“ fehlen die Farben. Die Kugeln sind alle gleich und es wird wohl egal sein wann und wohin welche Kugel fällt... 

Farbige Punkte und Kreise strukturieren auch eine Art Landschaft im Bild „Ophelia“. Die Spielfelder markieren einen Lebensraum und laden ein in ein buntes vielleicht verbotenes Terrain. In Gedanken Züge machen, hüpfen. Ophelia selbst kann das nicht mehr, sie liegt im Wasser. Zu früh.

 

Die Titel, die ich den Bildern mitgebe, bieten eine mögliche Sichtweise, halten das Dargestellte aber meist nur lakonisch fest. Sie erklären nie die ganze Geschichte.

Die Motive entstehen über Assoziationsketten beim Malen. Selten folgen sie einem vorbestimmten Plan. Das Zusammenspiel verschiedener Formen und das, was durch sie beim Betrachten ausgelöst wird bestimmt den Malprozess. Somit folge ich Entwicklungen - reagierend - gleichzeitig leite ich sie ein, in ständigem Perspektivewechsel zwischen Regie und Zuschauer-Sein. Ein permanent ambivalenter Zustand. Er erzeugt Lust und Spannung, die zu weiteren Bildern führt.

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